Propolis: Wirkung, Anwendungsgebiete, Nebenwirkungen (2024)

Von, Apotheker, Arzt

Benjamin Clanner-Engelshofen

Benjamin Clanner-Engelshofen ist freier Autor in der NetDoktor-Medizinredaktion. Er studierte Biochemie und Pharmazie in München und Cambridge/Boston (USA) und merkte dabei früh, dass ihm die Schnittstelle zwischen Medizin und Naturwissenschaft besonders viel Spaß macht. Deshalb schloss er noch ein Studium der Humanmedizin an.

Mehr über die netDoktor-Experten

Alle netDoktor.de-Inhalte werden von medizinischen Fachjournalisten überprüft.

Das Wirkstoffgemisch Propolis ist ein Bienenprodukt und wird auch Bienenkittharz genannt. Es ist eines der bekanntesten volks- und alternativmedizinisch eingesetzten Naturprodukte. Seine Verwendung ist schon im alten Ägypten zur Einbalsamierung von Mumien beschrieben worden. Auch in der Antike war es ein beliebtes Mittel zur Wundversorgung, weil es das Wachstum verschiedener Krankheitserreger hemmt. Hier lesen Sie alles Wichtige über Propolis.

So wirkt Propolis

Propolis ist ein Naturprodukt, dass entzündungshemmend, antimikrobiell und wundheilungsfördernd wirkt.

Es wird von Honigbienen produziert und als harzartiges Baumaterial zur Abdichtung und Instandhaltung des Bienenstocks verwendet. Hauptbestandteile sind Harze verschiedener Bäume, Pollen, Wachse, ätherische Öle und Speichelsekret. In kleinen Mengen sind auch Zucker, Vitamine, Mineralstoffe und Eiweiß-Bausteine (Aminosäuren) enthalten.

Alles in allem besteht Propolis aus über 300 unterschiedlichen chemischen Verbindungen. Die genaue Zusammensetzung variiert aber je nach Standort des Bienenstocks, Region, Jahreszeit und Pflanzenangebot. Das zeigt sich schon an der variierenden Farbe des Stoffgemisches (gelb-braun bis dunkelbraun oder sogar grünlich), was einen eindeutigen Wirksamkeitsnachweis erschwert.

Dass Propolis antimikrobiell wirkt, hat einen wichtigen Nutzen für die Bienen: Im Bienenstock herrschen im Vergleich zur Umgebung erhöhte Temperaturen, eine erhöhte Luftfeuchtigkeit und ein reichhaltiges Nährstoffangebot - die ideale Grundlage zur Vermehrung von Bakterien, Pilzen, Viren und Parasiten. Für verschiedene Arten von Propolis wurde wissenschaftlich eine wachstumshemmende Wirkung auf diese Organismen bestätigt.

Propolis-Wirkung

Die Zusammensetzung des Vielstoffgemischs Propolis beeinflusst entscheidend seine Wirkung. Studien belegen für Bestandteile des Bienenprodukts unter anderem folgende Wirkungen:

  • antibiotische Wirkung gegen verschiedene krankheitserregende Bakterien wie zum Beispiel Staphylococcus aureus und Salmonella enteritidis
  • antientzündliche, wundheilungsfördernde und Immunsystem-beeinflussende Wirkung
  • antioxidativer Effekt, also Schutz vor freien Radikalen (aggressive Sauerstoffverbindungen, die Zellstrukturen schädigen können)
  • antidepressive Wirkung

Die Autoren der verschiedenen Studien beschreiben meist zusätzlich die Herkunft der jeweils untersuchten Propolis-Probe. Das verdeutlicht nochmals, dass die Zusammensetzung des Bienenprodukts für die Wirkung entscheidend ist.

Zum Inhaltsverzeichnis

Wann wird Propolis eingesetzt?

Präparate mit diesem Bienenprodukt werden nicht als Medikamente, sondern entweder als Kosmetikum (Propolis-Salbe, Propolis-Creme, Propolis-Spray), als Nahrungsergänzungsmittel (Propolis-Kapseln, Propolis-Pulver, Propolis-Lösung) oder als Homöopathika (wie Propolis-Tinktur, auch Propolis-Urtinktur, Propolis-Tropfen) vertrieben.

Für sie sind daher keine eigentlichen Anwendungsgebiete (Indikationen) angegeben - dies ist nur bei Medikamenten vorgeschrieben. Die Hersteller berufen sich auf die für das Bienenprodukt beziehungsweise seine Bestandteile beschriebenen Wirkungen, meist jedoch ohne Angabe der Herkunft des im jeweiligen Präparat enthaltenen Propolis.

Zum Inhaltsverzeichnis

So wird Propolis angewendet

Für die Anwendung auf der Haut (meist zur Förderung der Wundheilung) stehen Propolis-Salbe, -Creme und -Spray zur Verfügung. Die Anwendung kann mehrfach täglich erfolgen. Auf offene Wunden sollten die Präparate jedoch nicht aufgetragen werden.

Die Produkte zur Einnahme wie Propolis-Kapseln, -Pulver und -Lösung sind in den meisten Fällen als Nahrungsergänzungsmittel deklariert. Je nach Propolis-Dosierung erfolgt die Einnahme unterschiedlich häufig.

Bei diesen Darreichungsformen stehen der antioxidative Effekt und die allgemein gesundheitsfördernde Wirkung im Vordergrund, welche jedoch noch nicht in Studien am Menschen belegt werden konnten.

Die homöopathischen Präparate (potenzierte Propolis-Tinktur, -Urtinktur, -Tropfen, -Dilutionen und -Globuli) sind aufgrund ihrer Herstellungsweise die einzige Sparte mit Arzneimittelstatus. Wie bei nahezu allen homöopathischen Präparaten sind diese jedoch ohne Angabe einer Indikation im Handel und werden individuell nach dem jeweiligen Krankheitsbild angewendet.

Das Konzept der Homöopathie und ihre spezifische Wirksamkeit sind in der Wissenschaft umstritten und durch Studien nicht eindeutig belegt.

Beachten Sie, dass sich Anwendung und Dosierung teilweise stark zwischen den einzelnen Produkten unterscheiden.

Zum Inhaltsverzeichnis

Welche Nebenwirkungen hat Propolis?

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) beschreibt für Produkte mit Propolis Allergie-Reaktionen im Allgemeinen und speziell Kontaktallergien bei Produkten zur Anwendung auf der Haut.

Als von Bienen hergestelltes Naturprodukt sind hiervon besonders Menschen mit einer bekannten Allergie gegen Bienen- beziehungsweise Wespen-Stiche oder mit Allergien gegen Honig und Gelée Royale betroffen. Die Kontaktallergie äußert sich in Form von Hautrötung, Schwellungen und juckenden Ausschlägen.

Zum Inhaltsverzeichnis

Was ist bei der Einnahme von Propolis zu beachten?

Aufgrund unzureichender Untersuchungen sollten Schwangere Propolis nicht einnehmen. Ebenso sollte während der Stillzeit möglichst darauf verzichtet werden. Eine kleinflächige äußerliche Anwendung, etwa zur Förderung der Wundheilung, ist allerdings möglich.

Menschen, die bekanntermaßen stark allergisch reagieren, sollten das Bienenprodukt nur mit Vorsicht konsumieren.

Zum Inhaltsverzeichnis

So erhalten Sie Medikamente mit Propolis

Die als Kosmetikum oder Nahrungsergänzungsmittel deklarierten Produkte sind nicht apothekenpflichtig.

Homöopathika hingegen haben nach deutschem Arzneimittelrecht Arzneimittelstatus – man kann sie daher nur in Apotheken kaufen. Dabei sind die Präparate in jeder Potenzierung rezeptfrei erhältlich. Das gilt auch für die Urtinktur.

Zum Inhaltsverzeichnis

Seit wann ist Propolis bekannt?

Im Altertum war Propolis vermutlich auch aufgrund des Mangels an Alternativen ein beliebtes Desinfektionsmittel (Antiseptikum) und Allround-Heilmittel. In der jüngeren Geschichte geriet das Bienenprodukt etwas in Vergessenheit.

Erst mit den modernen wissenschaftlichen Methoden gelang es, Propolis und vor allem seine wirksamkeits-bestimmenden Bestandteile genauer zu untersuchen und zu identifizieren. Studien haben in einzelnen Proben mehr als 300 verschiedene Stoffe charakterisiert, die je nach Art und Mengenanteil zur Individualität jedes Propolis-Erzeugnisses beitragen.

Zum Inhaltsverzeichnis

Autoren- & Quelleninformationen

Jetzt einblenden

Datum :

Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:

Propolis: Wirkung, Anwendungsgebiete, Nebenwirkungen (1)

Benjamin Clanner-Engelshofen

Benjamin Clanner-Engelshofen ist freier Autor in der NetDoktor-Medizinredaktion. Er studierte Biochemie und Pharmazie in München und Cambridge/Boston (USA) und merkte dabei früh, dass ihm die Schnittstelle zwischen Medizin und Naturwissenschaft besonders viel Spaß macht. Deshalb schloss er noch ein Studium der Humanmedizin an.

Mehr über die netDoktor-Experten

Quellen:

  • Aktualisierte Stellungnahme Nr. 002/2009 des BfR vom 20. November 2008 zu Propolis und Gelée Royale.
  • Ansorge, S. et al.: Propolis and some of its constituents down-regulate DNA synthesis and inflammatory cytokine production but induce TGF-beta1 production of human immune cells, in: Z Naturforsch [C] (2003), Ausgabe 58 (7–8), 580–589.
  • Cushnie, T. P., et Lamb, A. J.: Detection of galangin-induced cytoplasmic membrane damage in Staphylococcus aureus by measuring potassium loss. Journal of ethnopharmacology (2005), 101(1-3), 243–248.
  • da Silva, F. B. et al.: Natural medicaments in endodontics - a comparative study of the anti-inflammatory action, in: Braz Oral Res. (2004), Ausgabe 18 (2), 174–179.
  • Duarte, S. et al.: The influence of a novel propolis on mutans streptococci biofilms and caries development in rats, in: Arch Oral Biol. (2006), Ausgabe 51 (1), 15–22.
  • Eraslan G. et al.: Evaluation of propolis effects on some biochemical parameters in rats treated with sodium fluoride, in: Pesticide Biochemistry and Physiology (2007), Ausgabe 88 (3), 273–283.
  • Gregory, S. R. et al.: Comparison of propolis skin cream to silver sulfadiazine: a naturopathic alternative to antibiotics in treatment of minor burns, in: J Altern Complement Med. (2002), Ausgabe 8 (1), 77–83.
  • Hoşnuter, M. et al.: The effect of CAPE on lipid peroxidation and nitric oxide levels in the plasma of rats following thermal injury, in: Burns (2004), Ausgabe 30 (2), 121–125.
  • Koo, H. et al.: Effect of a mouthrinse containing selected propolis on 3-day dental plaque accumulation and polysaccharide formation, in: Caries Research (2002), Ausgabe 36 (6), 445-448.
  • Münstedt, K. & Hoffmann, S.: Bienenprodukte in der Medizin, Shaker Verlag, 2012.
  • Ocakci, A. et al.: Role of caffeic acid phenethyl ester, an active component of propolis, against NAOH-induced esophageal burns in rats, in: Int J Pediatr Otorhinolaryngol. (2006) 70 (10), 1731–1739.
  • Orsi, R. et al.: Susceptibility profile of Salmonella against the antibacterial activity of propolis produced in two regions of Brazil, in: Journal of Venomous Animals and Toxins including Tropical Diseases (2005), Ausgabe 11 (2), 109–16.
  • Padmavathi R. et al.: Therapeutic effect of paclitaxel and propolis on lipid peroxidation and antioxidant system in 7,12 dimethyl benz(a)anthracene-induced breast cancer in female Sprague Dawley rats, in: Life Sci (2006), Ausgabe 78 (24), 2820–2825.
Propolis: Wirkung, Anwendungsgebiete, Nebenwirkungen (2024)

References

Top Articles
Latest Posts
Recommended Articles
Article information

Author: Dong Thiel

Last Updated:

Views: 5985

Rating: 4.9 / 5 (59 voted)

Reviews: 90% of readers found this page helpful

Author information

Name: Dong Thiel

Birthday: 2001-07-14

Address: 2865 Kasha Unions, West Corrinne, AK 05708-1071

Phone: +3512198379449

Job: Design Planner

Hobby: Graffiti, Foreign language learning, Gambling, Metalworking, Rowing, Sculling, Sewing

Introduction: My name is Dong Thiel, I am a brainy, happy, tasty, lively, splendid, talented, cooperative person who loves writing and wants to share my knowledge and understanding with you.